Page 17 - Ditisit-Mai 2021
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WWW.DITISIT.DE                        Dit is’ Stil                                    Ausgabe 19 17
           »  Bringen Sie es zu Papier.                                      Zu Geburtstagen, Hochzeiten oder zu Weihnachten –
           Wagen Sie etwas.                                          60% die Deutschen schreiben trotz E-Mail und WhatsApp
           Es mag schlecht sein, aber es                             immer noch gerne persönliche Briefe. Laut einer Umfrage von
           ist die einzige Möglichkeit, etwas                        Statista in Zusammenarbeit mit YouGov, schreiben 60 Prozent
                                                                     der Befragten zumindest gelegentlich Briefe. Fast jeder Zehnte
           Gutes zustande zu bringen.  «                             bekommt sogar monatlich persönlich geschriebene Briefe.
                                                                     Beliebtester Anlass für die persönlichen Zeilen ist mit 55 Prozent
           William Cuthbert Faulkner (* 25. September                der Geburtstag. Weitere 40 Prozent gaben an, in Trauerfällen
           1897; † 6. Juli 1962) war ein US-amerikanischer           zu Stift und Briefpapier oder Karte zu greifen. Jeder Vierte
           Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur.        macht dies, wenn es um einen Liebesbrief geht. 18 Prozent der
           Er gilt als bedeutendster US-amerikanischer               Briefeschreiber  haben sogar eine Brieffreundschaft.
           Romancier des 20. Jahrhunderts.
                                                                                                  Quelle: Statista/YouGov 2017/ 10897
        sie sich unter anderem daran   lesen. Die 1992 in Ost-Russland   haus in Bezug auf Wort und Text   einer Regisseurin für einen Film
        erinnerte, wie viel Freude ihr   geborene Schauspielerin blickt   gut erzogen. Seine Mutter, eine   gedankt, den ich einfach toll
        Briefe als Jugendliche mach-  stolz auf ihr süßes Kind-Ich zu-  Lehrerin, habe  besonders viel   fand!“. Da gebe er sich heute
         ten: „Vor allem, wenn sie in den   rück: „Die Wette habe ich ge-  Wert auf eine schöne Hand-  mehr Mühe als bei seinen ers-
        blau-rot-weißen Umschlägen   wonnen und bekam dafür ein   schrift gelegt. Noch heute   ten Briefen: „Liebesbriefe mit
        aus Übersee kamen!“.       Kuscheltier!“.            schreibe er mit einer „sauberen   Ankreuzkästchen in der drit-
        Buchautor  Benjamin  von   Auch der Schauspieler Jannis   Schreib schrift“. Briefe schreibt   ten Klasse“.
        Stuckrad-Barre (47)  schildert   Niewöhner (30) wurde im Eltern-  er mit Füller: „Zuletzt habe ich   (ves/spot)
        seinen kreativen Schreib pro-
        zess: „Zunächst notiere ich
        alles mit der Hand und schrei-
        be auf alles, was gerade da ist:
        Zeitungen, Speisekarten...“.
        Im zweiten Schritt überträgt
        er seine spontanen Einfälle
        dann ins Notizbuch und von
        dort landen sie schließlich aus-
        formuliert im Computer. „Dann
         wird noch mal ausgedruckt
        und mit rotem Stift korrigiert“.
        Beim Briefe schreiben laufe
        der Prozess dagegen anders-
        herum. „Da formuliere ich am
        Computer vor, um alles zu ord-
        nen und schreibe letztendlich
        das Ergebnis ordentlich mit
        Füller ab - am liebsten mit einer
         weichen, breiten Mine“.
        „Kreativität fließt besser mit
        einem Stift“
        Zur analogen Fraktion zählt
        dagegen Schauspieler und
        Regisseur Reggie Yates (38):
        „Kreativität fließt besser mit
        einem Stift“, befindet er und
        bezeichnet sich als „ständi-
        ger Notizbuchträger“ und be-
        dauert aufgrund seines „engen
        Jacketts“ an diesem Abend kei-
        nes eingesteckt zu haben. „Wie
         wir eben alle am Eingang ge-
        drängt im Regen und Wind stan-
        den, das hätte ich mir sofort no-
         tiert“, lacht Yates. Momente wie
        diese - aus dem Leben gegriffen
        - flössen in seine Drehbücher ein.
        Die  Schauspielerin Emilia
        Schüle (29) nutzt das Schrei-
        ben derzeit vor allem fürs
        Französisch lernen, denn in
        dem Nachbarland, zu dem
        sie bislang noch wenig Bezug
        hatte, dreht die deutsche
        Schauspielerin immer öfter.
        Demnächst steht sie wieder
        in Paris vor der Kamera. Das
        Lesen sei ihr in der Regel wich-
         tiger als das Schreiben, so
        Schüle. Als Kind sei sie eine
        „Leseratte“ gewesen, die mit
        ihrem Vater die Wette einging,
        100 Bücher in kurzer Zeit zu
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