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4   Ausgabe 21                           Dit is’ Berlin                              WWW.DITISIT.DE


          » Berlin. Es lebt dort ein so verwege-                                             Beim Berlinerischen
          ner Menschenschlag beisammen, daß                          Metrolekt? handelt es sich sprach-
          man mit der Delikatesse nicht weit                         wissenschaftlich nicht um einen Dialekt, sondern
          reicht, sondern daß man Haare auf den                      um einen (selten anzutreffenden) „Metrolekt“; eine
          Zähnen haben und mitunter etwas grob                       in großstädtischen Zentren aus einer Mischung
          sein muß, um sich über Wasser zu hal-                      vieler unterschiedlicher Mundarten entstehende
          ten. «                                                     Stadtsprache. Früher fand man die Berlinerische
                                                                     Aussprache so witzig, dass der Dialekt lange Zeit als
          Johann Wolfgang Goethe, ab 1782 von Goethe
          (* 28. August 1749; † 22. März 1832), war ein              Veralberung des Hochdeutschen galt. Geschrieben
          deutscher Dichter und Naturforscher. Er gilt               wird das Berlinische jedoch nicht, es bleibt eine
          als einer der bedeutendsten Schöpfer                       Mundart.
          deutschsprachiger Dichtung.
          DIE DÖRPFELDSTRASSE IN ADLERSHOF

                                       THEN AND NOW

            VON KREUZZÜGEN, ZOLLHÄUSERN BIS ZUR

                             KÜNFTIGEN FLANIERMEILE


        Zugegeben, bis dahin dau-  eine Schule, Geschäfte - der   der DDR an. Dies half dem Ort   derung für ganz Adlershof wird
                                                                                                       f
        ert es noch ein wenig aber es tut   Bau des Teltow-Kanals begann   jedoch alles wenig - der Verfall   der Umbau der Dörp eldstraße
        sich einiges im Kiez.      und ab 1909 gab es auch eine   dieser einst stolzen Straße war   im Zuge der Sanierung und
        In einer losen Reihe möch-  Straßenbahn.             bis zur Wende 1998 nicht auf-  Erweiterung der Straßenbahn-
        ten wir markante Straßen in   Die nun wichtige Geschäfts-  zuhalten. Im Gegenteil: die   linien und der damit einherge-
        Berlin porträtieren. Unseren   straße mit Bäckern, Fleischern,  Ansiedlungen sorgten für einen   henden Neubewertung dieser
        Einstieg beginnen wir mit   Kolonialwarenläden, einem   ständigen Durchgangsverkehr   Straße sein.
        der Dörpfeldstraße in Berlin-  Markt, Geschäften und Restau-  und die Vernachlässigung der   Die Chancen auf eine nach-
        Adlershof. Immer ein wenig   rants erhielt schließlich den   Straße in der DDR machten den   haltige Entwicklung und der
        im Schatten und abseits der
        großen Straßennamen gele-
        gen erwacht hier eine künftige
        Flaniermeile mit Potential.
        HISTORY: Entlang der späte-
        ren Cölnnischen Heyde - einem
        Forstgebiet westlich zwischen
        den Städten Cölln auf dem lin-
        ken Spreeufer und der weiter
        nördlich gelegenen Stadt Berlin,
        reisten bereits Kreuzritter zu
        den letzten beiden Kreuzzügen
        im Mittelalter und für Handels-
        und Fuhrleute war dies eine
        wichtige Verbindung Richtung
        Saarmund, Rudow, Coepenick
        und Frankfurt (Oder).
        Über diese Straße versorgte
        der Landstrich etwas später die
        Region und die schnell wach-
        senden Städte Berlin, Cöpenick
        und Cölln mit dringend benötig-
        tem Holz.
        So rund um das Jahr 1750 be-
        gann der Landstrich aus sei-
        nem Dornröschenschlaf zu er-
        wachen. Zunächst blieb der Ort
        noch recht beschaulich doch mit   Namen Bismarckstraße, eine   Ortsteil rund um den Bahnhof   Etablierung als künftige Ein-
        dem Bau der Berlin-Görlitzer   besondere Anerkennung im da-  Adlershof zu einem ugly place.  kaufs- und Geschäftsstraße
        Eisenbahn und der Errichtung   maligen deutschen Reich.  Nach der Wende begannen   mit Flanierpotential stehen gut.
        eines Halts um 1874 setzte ein   Der Erste und besonders der  zaghafte Investitionen, ange-  Ein sehr engagierter Kiezbeirat
        rasantes Wachstum ein. Die   zweite Weltkrieg taten der   fangen beim Wohnungsbau   und zahlreiche Vereine und
        Träume von einer Villen kolonie   Straße nicht gut. Während es   und einer Sanierung der ma-  Interessengruppen bemühen
        für besser Betuchte mussten al-  im ersten WK wirtschaftlich zu   roden Baustruktur über den   sich die weitere Entwicklung
        lerdings jetzt wegen des Zuzugs   einem Exodus in der Straße  Ausbau des Adlergestells und   voranzutreiben und mit Bürger-
        von sehr vielen Arbeitern, be-  kam, wurde im zweiten WK  der S-Bahn inkl. des Bahnhofs.  beteiligung  den  geplanten
        sonders aus Berlin, aufgege-  hier viel zerstört. Zum Teil völ-  Seitdem erwacht Adlershof   Umbau zu einem künftigen
        ben werden. Um diese Zeit be-  lig zerstört siedelte sich später   als Stadt der Wissenschaft,  Ortszentrum zum Erfolg zu
        gann die heute noch teilweise   das Fernsehen der DDR, ein   Wirtschaft und Medien und der   führen.
        sichtbare typische Bebauung.  Stasi-Wachregiment und die   Dörpfeldkiez zu neuem Leben.            (red)
        So folgten später eine Kirche,  Akademie der Wissenschaften   Die nächste große Verän-
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