Page 4 - Ditisit-Juli 2022
P. 4
4 Ausgabe 21 Dit is’ Berlin WWW.DITISIT.DE
» Berlin. Es lebt dort ein so verwege- Beim Berlinerischen
ner Menschenschlag beisammen, daß Metrolekt? handelt es sich sprach-
man mit der Delikatesse nicht weit wissenschaftlich nicht um einen Dialekt, sondern
reicht, sondern daß man Haare auf den um einen (selten anzutreffenden) „Metrolekt“; eine
Zähnen haben und mitunter etwas grob in großstädtischen Zentren aus einer Mischung
sein muß, um sich über Wasser zu hal- vieler unterschiedlicher Mundarten entstehende
ten. « Stadtsprache. Früher fand man die Berlinerische
Aussprache so witzig, dass der Dialekt lange Zeit als
Johann Wolfgang Goethe, ab 1782 von Goethe
(* 28. August 1749; † 22. März 1832), war ein Veralberung des Hochdeutschen galt. Geschrieben
deutscher Dichter und Naturforscher. Er gilt wird das Berlinische jedoch nicht, es bleibt eine
als einer der bedeutendsten Schöpfer Mundart.
deutschsprachiger Dichtung.
DIE DÖRPFELDSTRASSE IN ADLERSHOF
THEN AND NOW
VON KREUZZÜGEN, ZOLLHÄUSERN BIS ZUR
KÜNFTIGEN FLANIERMEILE
Zugegeben, bis dahin dau- eine Schule, Geschäfte - der der DDR an. Dies half dem Ort derung für ganz Adlershof wird
f
ert es noch ein wenig aber es tut Bau des Teltow-Kanals begann jedoch alles wenig - der Verfall der Umbau der Dörp eldstraße
sich einiges im Kiez. und ab 1909 gab es auch eine dieser einst stolzen Straße war im Zuge der Sanierung und
In einer losen Reihe möch- Straßenbahn. bis zur Wende 1998 nicht auf- Erweiterung der Straßenbahn-
ten wir markante Straßen in Die nun wichtige Geschäfts- zuhalten. Im Gegenteil: die linien und der damit einherge-
Berlin porträtieren. Unseren straße mit Bäckern, Fleischern, Ansiedlungen sorgten für einen henden Neubewertung dieser
Einstieg beginnen wir mit Kolonialwarenläden, einem ständigen Durchgangsverkehr Straße sein.
der Dörpfeldstraße in Berlin- Markt, Geschäften und Restau- und die Vernachlässigung der Die Chancen auf eine nach-
Adlershof. Immer ein wenig rants erhielt schließlich den Straße in der DDR machten den haltige Entwicklung und der
im Schatten und abseits der
großen Straßennamen gele-
gen erwacht hier eine künftige
Flaniermeile mit Potential.
HISTORY: Entlang der späte-
ren Cölnnischen Heyde - einem
Forstgebiet westlich zwischen
den Städten Cölln auf dem lin-
ken Spreeufer und der weiter
nördlich gelegenen Stadt Berlin,
reisten bereits Kreuzritter zu
den letzten beiden Kreuzzügen
im Mittelalter und für Handels-
und Fuhrleute war dies eine
wichtige Verbindung Richtung
Saarmund, Rudow, Coepenick
und Frankfurt (Oder).
Über diese Straße versorgte
der Landstrich etwas später die
Region und die schnell wach-
senden Städte Berlin, Cöpenick
und Cölln mit dringend benötig-
tem Holz.
So rund um das Jahr 1750 be-
gann der Landstrich aus sei-
nem Dornröschenschlaf zu er-
wachen. Zunächst blieb der Ort
noch recht beschaulich doch mit Namen Bismarckstraße, eine Ortsteil rund um den Bahnhof Etablierung als künftige Ein-
dem Bau der Berlin-Görlitzer besondere Anerkennung im da- Adlershof zu einem ugly place. kaufs- und Geschäftsstraße
Eisenbahn und der Errichtung maligen deutschen Reich. Nach der Wende begannen mit Flanierpotential stehen gut.
eines Halts um 1874 setzte ein Der Erste und besonders der zaghafte Investitionen, ange- Ein sehr engagierter Kiezbeirat
rasantes Wachstum ein. Die zweite Weltkrieg taten der fangen beim Wohnungsbau und zahlreiche Vereine und
Träume von einer Villen kolonie Straße nicht gut. Während es und einer Sanierung der ma- Interessengruppen bemühen
für besser Betuchte mussten al- im ersten WK wirtschaftlich zu roden Baustruktur über den sich die weitere Entwicklung
lerdings jetzt wegen des Zuzugs einem Exodus in der Straße Ausbau des Adlergestells und voranzutreiben und mit Bürger-
von sehr vielen Arbeitern, be- kam, wurde im zweiten WK der S-Bahn inkl. des Bahnhofs. beteiligung den geplanten
sonders aus Berlin, aufgege- hier viel zerstört. Zum Teil völ- Seitdem erwacht Adlershof Umbau zu einem künftigen
ben werden. Um diese Zeit be- lig zerstört siedelte sich später als Stadt der Wissenschaft, Ortszentrum zum Erfolg zu
gann die heute noch teilweise das Fernsehen der DDR, ein Wirtschaft und Medien und der führen.
sichtbare typische Bebauung. Stasi-Wachregiment und die Dörpfeldkiez zu neuem Leben. (red)
So folgten später eine Kirche, Akademie der Wissenschaften Die nächste große Verän-